Jetzt kommen wir noch zu einem der Highlights unserer Reise - Siem Reap. Siem Reap ist der Bezirk in Kambodscha in dem Angkor Wat und all die anderen Tempel angesiedelt sind, für die Kambodscha berühmt ist.
Zunächst aber haben wir noch eine 6-stündige Autofahrt vor uns. Der erste Halt ist beim Spinnenmarkt. Hier gibt es alles zu essen was so kreucht und fleucht - Spinnen, Skorpione, Mehlwürmer, Heuschrecken, Kakerlaken,… Und das was den Puls oben hält sind die vielen kleinen Kinder, die alle ein bis zwei Vogelspinnen in der Hand oder auf der Schulter haben und sie den Touristen hinhalten.
Am Ersten Bild sieht man so einen Marktstand und am Rand ein Kind mit Vogelspinne, dann nochmal aus der Nähe.
Bei der Weiterfahrt konnten wir sowohl die Überschwemmungsebene als auch die Stelzenhäuser gut sehen, die hier üblich sind.
Nach ein paar Stunden Fahrt sind wir bei einer alten Brücke aus dem 12. Jahrhundert stehen geblieben. Sie ist aus dem roten und schwarzen Lavagestein gebaut, das hier üblich ist.
Die Schlangenköpfe am Ende sind hier ganz üblich bei Treppen und Brücken. Es ist immer eine ungerade Zahl und sie sind als Wächter angebracht.
Kurz vor Ankunft und nach einem späten Mittagessen sind wir zu unsererm ersten Tempel Beng Mealea gekommen um einen Vorgeschmack auf Angkor Wat zu bekommen.
Beng Mealea ist gleich angelegt wie die meisten Tempel hier - ein quadratischer Graben, der Haupteingang nach Süden ausgerichtet. In der Mitte ein Turm und rundherum Gänge und Höfe. Alles sehr quadratisch angelegt. Beng Mealea ist aber sehr zerfallen und da er etwas außerhalb liegt, nicht so überrannt von Touristen.
Am nächsten Morgen sind wir bereits um 5 Uhr vom Hotel abgeholt worden um den Sonnenaufgang in Angkor Wat zu sehen. Leider war es dann bewölkt und wir haben keinen Sonnenaufgang gesehen. Trotzdem war die morgendliche Stimmung dort sehr überwältigend.
Angkor Wat ist der größte und bekannteste Tempel von hier. Die Gegend heißt so wie die Stadt in der wir sind - Siem Reap. In Siem Reap gibt es über 900 Tempelanlagen, alle gebaut zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert. Wir haben nur die wichtigsten und best erhaltenen besucht.
Angkor Wat, der Tempel der auch die Landesflagge ziert, ist ein hinduistisch-buddhistischer Tempel. Über die ganze Zeit hinweg, in der die Tempel hier errichtet wurden, war abwechselnd hinduistische und buddhistische Religion die Hauptreligion, je nachdem wer das Land regiert hat. Oft wurden die Tempel von den jeweils anderen zerstört und neue Tempel der “richtigen” Religion errichtet.
Angkor Wat wurde ursprünglich ca. 1150 als Hindu Tempel von König Suryavarman II. erbaut und diente der Verehrung von Vishnu. Wahrscheinlich wurde dieser Tempel als Totentempel für König Suryavarman II. errichtet - das wird angenommen, weil er anders als die meisten Tempel nach Westen ausgelegt ist. Westen ist die Richtung der Todesgottes Yama. Auch sind die Reliefe im Tempel gegen den Uhrzeigersinn angebracht und im Zentrum wurde eine Urne gefunden.
Die Reliefe beschreiben dieselbe Geschichte wie die Wandmalereien im Königspalast von Phnom Penh und sind wunderbar erhalten.
Die Reliefe sind nur durch einen Säulengang und eine Überdachung von der Natur geschützt und haben sich trotzdem erhalten. Ursprünglich waren sie rot bemalt.
Weiter innen sind überall Wasserbecken, die jetzt leer sind, aber früher sicher für ein bisschen Abkühlung gesorgt haben. Die schwarzen Steine sind bei 36 Grad nämlich ganz schön warm.
Das zentrale Element des Tempels ist ein hoher Turm mit super steiler Stiege. Für die Touristen gibt es Holzstiegen mit Geländer aber früher musste man die steilen Steintreppen zum Heiligtum erklimmen.
Nach Angkor Wat sind wir weiter nach Angkor Thom gefahren. Angkor Thom ist mit seinen 9 km2 wesentlich weitläufiger als das knapp 2 km2 große Angkor Wat. Es enthält eine Vielzahl von Tempeln, die wir besichtigen konnten.
Wie die meisten Tempel hier ist auch Angkor Thom von einem Wassergraben umschlossen. Die Brücke und das Tor sind total faszinierend da sie einen ansieht.
Auf der linken Seite der Brücke sind Götter, auf der rechten Seite Dämonen.
Sowohl die Balustraden als auch die Tore der Stadtmauer sind aus Sandstein. Hier das Südtor mit den vier Gesichtern - auch das Lächeln von Angkor genannt. Es gibt insgesamt 5 Tore, zwei im Westen und je eins in die anderen Richtungen. Dies hier ist das besterhaltene Südtor.
Der Haupttempel im Zentrum von Angkor Thom ist der Bayon Tempel. Der wurde im späten 12. Jahrhundert von König Jayavarman VII. gebaut. Während Angkor Wat zuerst aus Stein gebaut und dann von den Steinarbeitern gemeißelt wurde, ist der Bayon Tempel am Boden verziert worden und danach sind die Steine zusammengesetzt worden.
Während dieser Zeit waren die Khmer in Kambodscha anhänger des Synkretismus - einer Synthese aus Hinduismus und Buddhismus. Darum ist dieser Tempel für beide Religionen gebaut.
Das faszinierende am Bayan Tempel sind die insgesamt 54 Türme mit je vier Gesichtern, also 216 Gesichter. Auf den ersten Blick sieht man sie gar nicht, doch wenn man genauer hinsieht lächelt einen von allen Seiten wer an.
Auch hier unglaublich detaillierte und schöne Reliefe die zur Geschichte des Milchozeans gehören. Eine epische hinduistische Geschichte in der sich Dämonen und Götter streiten. Die Wandmalerei aus dem Kaiserpalast in Phnom Penh sowie das Relief in Angkor Wat und die Dämonen und Götter auf der Brücke vor Angkor Thom gehören auch dazu.
Zu Fuß gehen wir weiter zum Tempelberg Baphuon, der auch zur Angkor Thom Anlage gehört. Der Baphuon, aus der Mitte des 11. Jahrhunderts, wurde zu Ehren der Göttin Shiva unter König Udayadityavarman II. errichtet. Der Tempel ist 125 mal 425m in der Grundfläche und 50m hoch. Ein 175m langer Steg führt zum Eingang.
Weiter geht es zur steilen Phimeanakas Tempelpyramide, die vermutlich im 11. Jahrhundert von Suryavarman I. errichtet wurde. Der Tempel sollte eigentlich im Wasser stehen aber es ist gerade Trockenzeit. Unweit vom Tempel sind zwei große angelegte rechteckige Teiche, einer zum Baden für den König, einer für seine 1000 Konkubinen.
Der Legende zufolge verbrachte der König die ersten Stunden jeder Nacht auf dem Tempel mit einer Frau, die die Schlangengöttin Naga repräsentiert und erst in der zweiten Hälfte der Nacht ging er in den Palast zur Königin. Wenn eine Nacht Naga nicht erscheint, dann sind die Tage des Königs gezählt. Wahrscheinlich haben sie eh brav jede Nacht eine Konkubine führ ihn bereitgestellt.
Als Abschluss von Angkor Thom sind wir bei den Elefantenterrassen und den Terrassen des Leprakönigs in brütender Mittagshitze vorbeigekommen, beide aus dem späten 12. Jahrhundert. Auf den Elefantenterrassen sind Bilder von Elefantenjagd. Die schönere Terrasse ist die des Leprakönigs. Die heißt so, weil darauf eine Statue des Königs Yasovarman I. steht, der an Lepra erkrankte und dann im Volksmund der Leprakönig genannt wurde.
Dann fuhren wir noch weiter zum Tempel Ta Prohm. Dieser Tempel hat Kambodscha erst so richtig dem Tourismus erschlossen. 1991 wurde hier nämlich der Film Tomb Raider mit Angelina Jolie gedreht. Das hat den Tourismus enorm angekurbelt.
Der Ende des 12. / Anfang des 13. Jahrhunderts von König Jayavarman VII. errichtete buddhistische Tempel war ein Mahayana Mönchskloster und eine Schule. Es lebten 80.000 Menschen hier, darunter 2700 Beamte und 615 Tänzerinnen.
Da der Tempel Mitten im Dschungel steht, wachsen überall Würgefeigen (Banyan Feigen). Diese Bäume wachsen auf anderen Bäumen und töten diese über die Jahre hinweg. Sie haben sehr starke Wurzeln, die auch vor dem Tempel nicht haltgemacht haben und ihm sein charakteristisches Aussehen verleihen.
Hier sind wir drei übrigens vor dem Feigenbaum, der durch den Tomb Raider Film so bekannt wurde.
Am Nachmittag durften wir uns am Pool erholen und wurden um halb fünf wieder abgeholt. Denn heute steht auch noch Abendrot am Pre Rup Tempel am Programm.
Der Tempel aus dem 10. Jahrhundert wurde als Krematorium gebaut. Die Türme sind Stupas für die Asche des Königs und dessen Familie. Er ist der Hindu Göttin Shiva gewidmet. Wir haben die Abendsonne genutzt um darauf herumzuklettern und zu beobachten wie die Sonne den sonst schwarzen Stein rot färbt.
Hier noch der Sonnenuntergang, der definitiv bunter war als der Sonnenaufgang in Angkor Wat.
Am nächsten Morgen durften wir länger schlafen. Um 8 wurden wir abgeholt und fuhren nochmal in die Gegend von gestern. Heute stehen acht Tempel auf dem Programm.
Angefangen haben wir mit dem Prasat Preah Khan. Der Tempel aus dem 12. Jahrhundert ist ein flacher Tempel aus rechteckigen Gallerien um einen Buddhistischen Tempel herumgebaut, mit nachträglich hinzugefügten Hindu Strukturen.
Der Tempel beherbergte eine große buddhistische Universität. Er beherbergert 430 Schreine für Gottheiten von denen jeder Schrein mit Gaben wie Essen, Gewand, Parfum und von den Reichen mit Gold, Silber und anderen Wertgegenständen bestückt wurde. Es wurden hier 112300 Perlen gefunden und eine Kuh mit goldenen Hörnern. Es gab hier 97840 Angestellte, sowie 1000 Tänzer und 1000 Lehrer. Das weiß man, weil auf einer Stele all das beschrieben wurde.
Die Bibliothek (unten auf dem Bild rechts) war ungewöhnlich, da 2-stöckig.
Man erkennt die Buddhistischen und Hinduistischen Teile auseinander, da die Figuren anders beten. Buddhisten sitzen im Schneidersitz, mit den Knien recht weit oben und den Händen vor der Brust gefaltet.
Hindi sitzen im Lotussitz, die Knie flach am Boden und die Hände ineinandergelegt am Schoß.
Weiter zum nächsten faszinierenden Tempel - Neak Pean. Der buddhistische Wassertempel liegt auf einer quadratischen Insel in einem gigantischen angelegten rechteckigen Stausee.
Das Staubecken ist 3500 x 900 m groß und die Tempelinsel in der Mitte ist 350x350m. Sie ist über einen langen Steg zwischen wunderschönen Lotusblumen zu erreichen.
Die Insel wurde als Krankenhaus genutzt. Geheilt wurden die Leute mittels Wahrsagerei, Saunahütten und durch baden im richtigen Becken auf der Insel, die regelmäßig von den Mönchen geweiht wurden.
Der Tempel besteht aus einem zentralen Turm und in einem Wasserbecken, das von vier weiteren Becken umgeben ist. Die Becken sind durch vier Kapellen mit dem Zentralbecken verbunden - der Menschen-Kapelle (Element Wasser), Löwen-Kapelle (Feuer), Pferde-Kapelle (Wind), Elefanten-Kapelle (Erde). Jedes dieser Becken hatte andere Heilfähigkeiten, je nachdem welchem Element man selbst zugeordnet ist, was wiederum vom Chinesischen Sternzeichen abhängt.
Der Wahrsager am Anfang sagte einem in welches Becken man muss, je nachdem welche Krankheit man hat und welches Sternzeichen.
Kurzer Stopp beim kleinen Ta Som Tempel, der gleich neben dem See liegt. Er ist eine Mini-Version vom Bayan Tempel mit seinen lächelnden Gesichtern. Er wurde im 12. Jahrhundert als Hindu-Tempel erbaut.
Weiter zum östlichen Mebon Tempel, auch hinduistisch und bekannt für seine großen Elefantenstatuen. Der Tempel selbst ist eine kleine Version vom Pre Rup Tempel, den wir am Vortag im Abendrot gesehen haben.
Jetzt wird es wieder total interessant. Wir fahren weiter zum Banteay Srei. Die Besonderheit an diesem Tempel ist einerseits, dass er der einzige ist, der aus rosarotem Stein gebaut wurde und andererseits, dass er super kleine Reliefe und Skulpturen hat. Er ist aus dem 10. Jahrhundert und den Göttinen Shiva und Parvati gewidmet.
Der Tempel ist der einzige, der nicht von den Herrschern erbaut wurde. Die Auftraggeber waren die Brahmanen Yajnavaraha (ein Guru des späteren Königs Jayavarman V.), und dessen jüngerer Bruder Vishnukumara und reiche Landbesitzer. Der ursprüngliche Name war Tribhuvanamahesvara - „Großer Gott der dreifaltigen Welt“. Banteay Srei, der neue Name, bedeutet “Tempel der Frauen” oder auch “Tempel der Schönheit”.
Hier ein paar Affen Wächter (wieder aus dem Milchozean Epic):
Weiter zum nahegelegenen Banteay Samre, dem Tempel des “Süßen Gurken Königs”. Der Geschichte nach war hier eine Süßgurken (oder auch Melonenbirnen) Farm. Der König kam hier zu Besuch und fand die Früchte so gut, dass er sich in der Nacht hineinschlich um noch mehr Süße Gurken zu stehlen. Dabei hat ihn der Farmbesitzer erwischt und getötet ohne zu wissen, dass das der König war. Wenn man damals den König tötete wurde man selbst zum König. Daher hatten die Khmer dann den “Süße Gurken König”, der den Tempel hier errichten ließ. Der Tempel ist benannt nach den Samre, einem alten Bergvolk aus der Gegend.
Der nächste Tempel, Banteay Kdei, ist ein buddhistischer Tempel aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Sein Name bedeutet Zitadelle der Zimmer. Viele der Tempel des Königs Jayavarman VII., der auch diesen gebaut hat, wurden von den Hinduisten zerstört. Die Buddhareliefe wurden herausgemeisselt. Unter dem Wassergraben dieses Tempels wurden auch 200 Buddhastatuen gefunden, die damals dort versenkt wurden. Die stehen jetzt im Museum.
In Banteay Kdei steht ein besonder hübsches Exemplar einer Würgefeige.
Der letzte Tempel des Tages ist der Prasat Kravan, der älteste Tempel der Gegend. Er wurde 921 gebaut und dem Gott Vishnu gewidmet. Er ist sehr klein hat aber feine Ziegelreliefe im Inneren.
Wie wir dort waren, haben sie für ein Event gerade den Tempel geschmückt. Sehr hübsch.
Der letzte Tag unserer Reise ist ohne Tempel! Wir sind erst um 9 Uhr morgens abgeholt worden und zum See Tonle Sap geführt worden. Hier leben die Menschen noch von der Fischerei und es gibt 180 schwimmende Dörfer auf dem See. Wir sind mit dem Boot den Fluss hinunter zum See gefahren und haben uns ein schwimmendes Dorf angesehen.
Interessant - hier die Schule. Erkennt ihr die beiden Plumpsklos, die direkt über dem Wasser sind?
Und auch noch interessant: die Stecken hier sind Anker. Die Gebäude sind mit langen Seilen daran befestigt, damit sie nicht wegschwimmen.
Wir sind dann noch kurz in die Stadt gefahren um uns ein bisschen Siem Reap anzusehen. Hier ein schön angelegter Garten für den König mit interessanten Statuen.
Heute Abend nochmal toll Abendessen (die Suppen sind hier soooo toll!) und dann morgen Früh nach Hause!